19. September 2024

Das Sustainability-Fragebogen-Drama

Text: September 2024 | Autorin: Melanie Peschel, Inhaberin Tracemaker Strategie- und Kommunikationsberatung


Die CSRD bringt nicht nur viele Chancen mit sich, sondern auch viele Fragebögen. Das höre ich immer wieder von Nachhaltigkeits- und CSR-Verantwortlichen.

Ist das der Nachhaltigkeits-Prozess, wie ihn sich Nachhaltigkeits-Verantwortliche wünschen?

Vermutlich nein - bislang hat keiner mir zugetragen, dass er oder sie sich wieder mega freut, dass ein neuer Fragebogen auf dem Tisch liegt. “Yeah - endlich wieder was zum Ausfüllen” - hm, ob das wirklich jemand so empfindet?

Die Fragebögen braucht´s sicherlich. Aber: ich sehe auch ein Risiko:

Umfragen sind ja definitiv ein Teil des Stakeholder-Managements. Aber das empathische Hineinversetzen ins Gegenüber bleibt auf der Strecke. Es geht bei den Fragebögen um das Abhacken von To Do´s. Das aktive Zuhören und auf diese voneinander Lernen bleibt auf der Strecke.

Wirksame Stakeholder-Partizipation erfordert mehr als das bloße Sammeln von Datenpunkten…

Es geht darum, in den Dialog zu treten.
Zuzuhören.
Verständnis zu entwickeln.

Wenn man sich nur darauf konzentriert, Häkchen in Kästchen zu setzen, läuft man Gefahr, den eigentlichen Kern der Nachhaltigkeitsberichterstattung – nämlich die authentische Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen, Erwartungen und Bedenken ihrer Interessengruppen – zu verfehlen.

Was verloren geht, ist die menschliche Dimension. Eine Umfrage kann kaum das ersetzen, was ein echtes Gespräch leisten kann: das Entstehen von Vertrauen, die Erkennung von subtilen Signalen und Emotionen, das Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Ein Fragebogen liefert Daten – doch sind diese ohne Kontext, ohne Dialog oft wenig aussagekräftig. Das bloße Abhaken von Fragen kann zu einem oberflächlichen Verständnis führen, das die Tiefe und Komplexität der Themen, die Stakeholder bewegen, nicht gerecht wird.


Vielleicht ist es genau das, was sich Nachhaltigkeits-Verantwortliche und Stakeholder gleichermaßen wünschen: Weniger Checklisten, mehr Gespräche. Weniger Bürokratie, mehr Vertrauen. Weniger Pflichtübungen, mehr echte, menschenzentrierte Nachhaltigkeit. Denn am Ende des Tages geht es nicht nur darum, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, sondern darum, gemeinsam eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.


Mein Appell:

Entwickelt eine Liebe fürs menschliche Stakeholder-Management. Das Miteinander im Dialog. Über den Fragebogen hinaus.

Dem anderen in die Augen gucken. Das ist doch mal eine echte Challenge in Remote-Zeiten.


Weitere Beiträge

Mit Methode weiterkommen: Für Vorausdenker, Brückenbauer und Umsetzer

Dein Impuls-Letter für Strategie + Kommunikation deiner Change-Projekte: Energie, Klima, Nachhaltigkeit – es klappt nur im Dialog. Besser moderierte Projekte, Workshops, Meetings, Talks – die Stakeholder im Griff. Jetzt abonnieren und regelmäßig frische Impulse und Methoden zu Gamification, Storytelling und strategischem Stakeholder-Management in Energie-, Klima- und Nachhaltigkeitsprojekten erhalten.

Frau die an einem Schreibtisch sitzt und in ein Notizbuch schreibt.

Deine Daten wie Vor- und Nachname sowie E-Mailadresse werden sorgsam nur für den Impuls-Letter-Versand genutzt. Mehr dazu auf unserer Datenschutzerklärung. Mit nur einem Klick wieder abbestellbar.