Copyright Photo: Climate Reality Project - Group photo from Paris Reality Tour 2025 with Al Gore in Paris
Climate Reality Tour 2025 in Paris: Kurioses, Inspirierendes & Mutmachendes
Text: Melanie Peschel, Stand 19.5.25
Al Gore war live und in Farbe vor Ort, am letzten März-Wochenende 2025 in Pariser “Salles du Caroussels” innerhalb des Louvre – und ja, allein das hätte für viele schon gereicht, um sich auf den Weg nach Paris zu machen. Für mich auf jeden Fall. Aber es wurde noch kurios:Seine zweieinhalbstündige (!) Keynote-Rede am Freitag war nicht nur inhaltlich intensiv, sondern auch technisch bemerkenswert. Er hat natürlich auf Englisch gesprochen. Als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den französischen Gastgebern wurde seine Rede jedoch simultan ins Französische übersetzt.
Und jetzt kommt’s: Diese Übersetzung erfolgte nicht durch einen Dolmetscher mit Headset und Kabine, sondern über einen digitalen Zwilling seiner Stimme. Eine KI erzeugte live eine französische Version von Al Gore – gesprochen mit seiner eigenen Stimmfarbe.
Das bedeutete: Während wir, die Englisch verstehen wollten, mit Kopfhörern das Original hörten, bekamen französischsprachige Gäste eine synthetische Al-Gore-Stimme – auf Französisch. Spooky und faszinierend zugleich.
Ob Al Gore selbst das auch hörte? Ich vermute ja – und stelle mir vor, wie irritierend das gewesen sein muss. Seine Worte in einer anderen Sprache, aber mit seiner eigenen Stimme, zeitverzögert im Raum.
So viel zur technischen Kuriosität, aber es steht eben sinnbildlich für diese Zeit: Mensch, Maschine, Kommunikation und Übersetzung – alles im Change. Und der Klimawandel - auch ein Change - denn genau darum ging es bei diesem Training.

Häufige Fragen "Was ist ein Climate Reality Leader"?
Bei dem Training, an dem ich teilgenommen habe, haben wir drei Tage lang vor Ort in einem Konferenzraum zusammengesessen und sehr viel Fachwissen vermittelt bekommen, sowohl in Form von Keynotes als auch Podiumsdiskussionen. Darüber hinaus gab es auch Breakout Rooms in verschiedenen Gruppengrößen. Auch unser Themen-Tisch mit zwölf Leuten war ein Gesprächsraum, in dem wir uns über die vermittelten Inhalte ausgetauscht haben, diese reflektiert haben und darüber gesprochen haben, wie wir das Thema in unserem Wirkungskreis weitertragen können.
Erste Anlaufstelle ist die Webseite https://www.climaterealityproject.org/. Mein Tipp ist es, auch den Newsletter zu abonnieren, weil man da auch immer wieder direkt ins Postfach die Info bekommt, wann man sich wieder für die nächsten Vor-Ort-Training-Sessions bewerben kann.
Das Training war sehr kurzweilig und abwechslungsreich. Es kam nie Langeweile auf. Wir sind extrem gut betreut worden, weil jeder Tisch mit etwa zwölf Personen einen eigenen Mentor hatte, also eine Person, die schon an einem früheren Training teilgenommen hat und sich um uns gekümmert hat. Das waren sowohl organisatorische Dinge als auch Inhaltliches. Wir wurden auch komplett verpflegt mit Essen und Trinken und mussten uns lediglich um unsere eigene An- und Abreise sowie Übernachtung kümmern. Das komplette Training ist übrigens auch als nachhaltiges Event ISO-zertifiziert und vor dem Hintergrund, dass so viele Leute vor Ort anreisen, wurde der geringstmögliche Fußabdruck erzeugt.
Al Gore: der Mann, der das Thema groß gemacht hat
Al Gore war natürlich als Promi das erwartete Highlight der Climate Reality Tour. Seine Präsenz ist nicht nur durch seine Rolle als ehemaliger US-Vizepräsident oder Friedensnobelpreisträger besonders – es ist seine unermüdliche Klarheit, mit der er seit Jahrzehnten vorantreibt, was für viele erst in den letzten Jahren greifbar wurde: Die Klimakrise ist real. Und lösbar.
Mit seiner Dokumentation An Inconvenient Truth hat er weltweit Millionen Menschen erreicht. Und mit dem Climate Reality Project, das er gegründet hat, schafft er bis heute eine globale Plattform, auf der Bildung, Engagement und Mut zur Veränderung im Zentrum stehen.
Seine Rede in Paris war nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein leidenschaftlicher Appell. Ein „Jetzt erst recht“. Und obwohl ich nicht jeden Abschnitt wortwörtlich erinnern kann (wie gesagt: Es waren 2,5 Stunden…) – was bleibt, ist das Gefühl, in einem historischen Moment dabei gewesen zu sein.
Was mir aber als frisch gebackene Climate Reality Leader zur Verfügung steht, ist die komplette Präsentation sowie auch die Kurzfassung davon. Ich bin nämlich jetzt zertifiziert, dafür diese Präsentation von Al Gore auch gegenüber anderen halten zu dürfen.
Wenn also Interesse da ist, funkt mich dazu gerne an.
Was mich besonders berührt hat: Die Vielfalt der Stimmen
Neben den prominenten Speakern waren es die vielen kleinen, persönlichen Geschichten, die diese Tage in Paris so besonders gemacht haben. Zum Beispiel Marie-Claire. Sie nahm 2017 in Pittsburgh am Climate Reality Training teil. Damals vermutlich noch Teenager – heute hat sie eine eigene Akademie gegründet. Ihr Ziel: Kinder und Jugendliche für Klimaschutz sensibilisieren, mit einem Fokus auf Kommunikationstraining.
Und sie ist nicht allein: Aus dem Training entstehen Bewegungen. ClimateTrust wurde inspiriert durch die Inhalte. Weitere Akademien sind in Frankreich entstanden.
Ehrenamtliche Koordinator:innen führen lokale Gruppen. Und das Ganze basiert nicht auf starren Vorgaben – sondern auf individuellen Ideen.
Das war für mich eine der wichtigsten Erkenntnisse: Jede*r darf und soll selbst entscheiden, was aus dem Training entsteht. Kein festgelegter Pfad, kein „One fits all“-Konzept. Sondern: Impulse. Und vor allem: Vertrauen in die Eigenverantwortung der Teilnehmenden. Und ja – dadurch entstehen besonders authentische und impact-starke Projekte.
Climate Reality Leader Community
“Wenn keiner mitmacht, ist doof.” Diesen Satz sagte eine Teilnehmerin in einer Diskussion ziemlich unverblümt. Und er trifft es auf den Punkt. Denn Klimaschutz braucht Mitmacher. Nicht nur Expert:innen, nicht nur Entscheidungsträger:innen. Sondern alle. Das wurde vor allem deutlich durch Initiativen wie Banlieue-Clima, die sich für Klimaschutz in den Pariser Vororten stark machen. Abseits der klassischen Klimadiskurse, dort, wo viele Menschen unter Bedingungen leben, die weit entfernt von dem sind, was in den Sustainability-Strategien großer Unternehmen als „Hebel“ definiert wird.
Klimaschutz-Engagierte in großer Zahl
Ganz ehrlich? Was mich nachhaltig beeindruckt hat, war die Eloquenz und Überzeugungskraft der vielen jungen Leute – vor allem Frauen – auf der Bühne. Da standen Anfang-20-Jährige, die mit einer Präsenz gesprochen haben, als wären sie schon Jahrzehnte in der Öffentlichkeit. Kein Ablesen, kein Einheitsbrei.
Stattdessen: Fundierte Argumente, klare Forderungen, starke Stimmen. Und im Raum saßen nicht nur Al Gore, sondern auch Persönlichkeiten wie Christiana Figueres, die Verhandlungsführerin des Pariser Klimaabkommens von 2015 oder Joe Schellnhuber, Gründer des PIK Potsdam Institute for Climate Impact Research. Und viele andere.
Besonders beeindruckt haben mich Clover Hogan, Camille Étienne – und viele weitere, die sich nicht nur durch ihre Vita, sondern durch ihre Präsenz und Substanz ins Rampenlicht gesprochen haben.
Das Climate Reality Project – mehr als ein Training
Was bleibt? Klimaschutz ist kein Nischenthema mehr, schon lange nicht. Und das Climate Reality Project ist mehr als nur ein Training. Es ist ein globales Netzwerk, eine Bewegung, ein Möglichkeitsraum. Gegründet von Al Gore mit dem Ziel, eine Million Stimmen für den Klimaschutz zu stärken, erreicht das Projekt heute Menschen in über 170 Ländern.
Und die Besonderheit: Es geht nicht nur um Wissen. Sondern darum, ins Handeln zu kommen. In Schulen, Unternehmen, Kommunen – auf der Straße, im Parlament oder im eigenen Umfeld.
All in all: Diese Tage in Paris waren mehr als nur eine Weiterbildung. Sie waren ein Aufbruch. Ein Aufbruch mit Haltung, Wissen und Menschlichkeit. Und das ist es, was ich mitgenommen habe – und weitergeben möchte. Denn: Nachhaltigkeit ist Teamarbeit. Und sie beginnt dort, wo Menschen ins Gespräch kommen. Am besten: bald. Heute.
Was ich selbst aus dem Training mache und darüberhinaus wie es mit Methode gelingt, Stakeholder ins Gespräch zu bringen und einzubinden ist regelmäßig Thema in meinem Impulsletter. Jetzt abonnieren - immer mit Mehrwert statt Datenmüll, das ist der Anspruch.