KI kommunizieren, Change ermöglichen
95 % aller KI-Projekte in Unternehmen scheitern, deswegen: KI strategisch intern zu kommunizieren heißt, Change ermöglichen.
Das ist eines von vielen denkbaren Summaries aus einer Keynote von Professor Miriam Meckel, die zu Gast beim Hildener Unternehmertag im September diesen Jahres war. Ihre Rede hat reingehauen, nicht nur bei mir. Das Publikum - quer durch alle Branchen - hat eine Menge mitgenommen an interessanten Facts & Figures zum Thema "Wirtschaft im Wandel - Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz".
Um die Themen Energiewende und Klimaschutz ging es nicht explizit, aber das Thema KI-Anwendungen ist so breit verankert in allen Branchen, dass aus diesen Insights von Miriam Meckels Keynote auch Energiewende- und Klimaschutz-engagierte Companies eine Menge mitnehmen können.
Vom Hype zur Haltung
Was wir aus Meckels Vortrag für die Stakeholder-Beteiligung in den Bereichen Energie, Klima, Sustainability mitnehmen sollten
Wie Miriam Meckel habe ich Kommunikationswissenschaften studiert - in einer Zeit, in der KI kein Thema war. Aber ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch all die Jahre aus der Zeit ohne KI bis heute: Wie wir miteinander sprechen, entscheidet darüber, wie wir zusammenarbeiten.
Ob im Unternehmen, in der Kommune oder im gesellschaftlichen Dialog: Kommunikation gelingt, wenn sie getragen ist von Vertrauen. Und wenn wir hinter aller Unterschiedlichkeit erkennen:
Am Ende wollen wir alle dasselbe:
- Gesundheit
- Sicherheit
- Ein gutes Leben für uns und unsere Kinder, oder die Kinder unserer Freunde und Verwandten.
Und genau hier liegt der Knackpunkt: Künstliche Intelligenz kann helfen, diese Ziele zu erreichen - im Klimaschutz, in der nachhaltigen Stadtentwicklung, in ESG-Prozessen. Aber: Nur wenn wir vernünftig darüber sprechen, und im nächsten Schritt implementieren. Denn ohne Kommunikation wird KI zur Blackbox oder Projektionsfläche für Ängste. Gut kommuniziert wird sie zum Beschleuniger von Lösungen.
Die Realität heute: Oft gar keine KI offiziell im Einsatz, oder private Laptops neben dem Arbeits-Laptop als digitalen Co-Worker, oder frustrierte Mitarbeitende, die sehen: Anderswo geht´s effizienter und mit mehr Ergebnis-Qualität, während man selbst noch quasi in der Steinzeit arbeitet.
Aus ihrer Keynote habe ich drei Insights entnommen, die besonders starken Impact haben:

1. Von Jobangst zu Chance
KI als Ermöglicherin begreifen
KI wird häufig als Jobkiller betitelt, mit Blick auf die Schlagzeilen in den Medien. Das ist ein Bild, das Angst macht. Miriam Meckel dreht die Perspektive: KI ersetze nicht Berufe, sondern verändere Aufgaben, so ihre Einschätzung.
Für die Praxis bedeutet das beispielsweise:
- Weniger manuelle Excel-Arbeit, mehr persönliche Analysezeit für Klimabilanzen.
- Schnellere Szenarien-Bewertungen in der Stadtplanung, und damit mehr Zeit für die Bürger-Partizipation.
- Automatisierte Textentwürfe für Nachhaltigkeitsberichte, mehr Zeit für persönlichen Dialog.
Das schafft Freiräume für das, was nur Menschen können: komplex abwägen, empathisch entscheiden, strategisch lenken, im persönlichen Dialog interagieren.
Die Zahlen sprechen für sich, die in der Keynote präsentiert wurden. KI ermögliche laut Studien
- +12 % Ergebnisse bei bestimmten Aufgaben,
- –25 % Zeitaufwand,
- +40 % Qualität wenn Mensch und KI als Team arbeiten.
Ein Plus von 40 Prozent in der Qualität - das ist doch mal eine Ansage! Aber eine Sache hat mich noch nicht überzeugt: Die Ängst vor Jobverlust sind real. Das heißt für zahlreiche Personen auf dem Arbeitsmarkt: Sich sehr kritisch fragen, ob der eigene Skills-Bereich noch wirklich zu 100 Prozent gebraucht wird. Oder eine gewisse Zäsur auf dem beruflichen Weg anstehen könnte und sollte. Auch ich selbst stelle mir diese Frage und lasse aus den Gedanken derzeit Taten folgen.
2. Kein Plan? Kein Vertrauen
Warum Kommunikation Sicherheit schafft
In der Change-Kommunikation alias Interne-Stakeholder-Kommunikation ist dieses eine Gefühl Gift: Orientierungslosigkeit. Wenn neue Technologien wie KI „einfach so“ eingeführt werden, entstehen Widerstände - nicht, weil die Menschen gegen Fortschritt sind, sondern weil ihnen der Plan fehlt.
Meckel nennt ernüchternde Zahlen: 95 % aller KI-Projekte in Unternehmen scheitern.
Warum? Weil sie schlecht kommuniziert oder planlos umgesetzt werden. Gerade im Nachhaltigkeitskontext - etwa bei der Digitalisierung von CO₂-Monitorings oder ESG-bezogenen-Trackings - braucht es Kommunikation, die Orientierung gibt.
Was die Kommunikationswissenschaftlerin empfiehlt: Offen benennen, was (noch) nicht klappt - das schafft Vertrauen. Und aber auch nicht mit dem Status quo zufrieden geben, sondern gezielt Vorgehen in drei Stufen:
- Lernen: Schulungen & Peer-Learning für Nachhaltigkeits-Teams
- Kaufen & Anpassen: Bestehende Tools strategisch integrieren
- Design & Lab: Pilotprojekte, z. B. in der Verwaltung oder Lieferkette
Und in der Praxis: Das erzählt Meckel, und auch ich kann das aus diversen Gesprächen mit meinem beruflichen Umfeld bestätigen: Die Leute dürfen bestimmte KI-Modell nicht nutzen oder auch gar keine KI-Modelle, was zur Folge hat, dass dann der eigene Computer mitgenommen wird, wo dann eben Chat GPT oder Gemini oder Claude oder Sonstiges installiert sind und "mitarbeiten". Das erinnert mich an meinen kurzen beruflichen Ausflug zu einem bekannten Besteck- und Geschirr-Markenhersteller, wo ich als Produktleiterin eine Stelle bekommen hatte: Der Computer, der mein Arbeitsmittel darstellte, hatte keinen Zugang zum Internet. Das war nicht vorgesehen und nötig, so die Aussage. Nun, das war deutlich vor 2010. Lange her, aber dennoch: Eine Zeit, in der durchaus im Produktmanagement ein Internet-Browser helfen könnte bei der Arbeit. Ich war bereits nach vier Wochen wieder weg und habe die einwöchige Kündigungsfrist innerhalb der Probezeit genutzt, solchen Umständen schnell den Rücken zu kehren. Wer schonmal anders gearbeitet hat, möchte ein solches Downsizing nicht mehr hinnehmen.
3. Mensch vor Maschine
Ethische Klarheit stärkt Wirkung
KI wird immer besser darin, Muster zu erkennen. Aber: Sie kann nicht urteilen. Nicht empathisch entscheiden. Nicht Verantwortung übernehmen. Das empfand ich in der Keynote als sehr wichtige Denkanstöße. Auch wenn es uns allen klar ist, oder? Dennoch: Auch Dinge, die "Klar wie Kloßbrühe" sind, sollte man mal laut aussprechen.
Der KI-Vortrag hat wieder mal gezeigt, was wir als Gesellschaft brauchen: Kommunikation, die den Menschen sichtbar macht.
Ein paar Zitate vom Hildener Unternehmertag 2025
Hier möchte ich zur Abrundung noch ein paar Zitate wiedergeben, die die Themen aus der Keynote gut spiegeln:
"KI soll nicht für uns denken, sondern unser Denken anreichern und unsere Prozesse beschleunigen."-- Miriam Meckel
"KI ist längst Gegenwart – wer sie ignoriert, plant die Vergangenheit."-- Miriam Meckel"Zu sagen, KI brauche es nicht, ist wie zu sagen, Elektrizität brauche es nicht." -- Miriam Meckel
"KI ist brillant im Berechnen – der Mensch bleibt unersetzlich im Beurteilen." -- Miriam Meckel
